Home Office als Chance zur Veränderung

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Wie war das Leben die letzten Monate im Home-Office? Wo waren die Herausforderungen, die Schwierigkeiten, was war vielleicht sogar besser als vorher? Was können wir mitnehmen, worauf kommt es jetzt an? Und was können und wollen wir verändern?

Die Krise hat uns in vielen Bereichen genötigt, uns mit Themen auseinanderzusetzen, die zwar lange bereits in uns geschlummert haben, die wir aus Angst oder Bequemlichkeit aber bewusst oder unbewusst vor uns hergeschoben haben. Durch die Krise wurden wir zum Bruch mit Routinen und Gewohnheiten gezwungen. Kontrollverlust und Grenzsetzung haben uns unvorbereitet getroffen. Unsere Werteordnung wurde vielfach kräftig durcheinandergeschüttelt und wir haben einen neuen Zukunfts-Sinn entwickelt. Wir haben festgestellt, dass alles auch ganz anders sein kann, auch im Besseren. Wir haben erlebt, worauf wir alles verzichten können, was wir für ein gelingendes Leben sinnvollerweise benötigen. Dies alles kann uns Motivation für Veränderungen unserer Haltungen und unseren Verhaltensweisen geben.

Im Home-Office hat ein Teil von uns eine Entschleunigung erlebt, die teilweise dankbar angenommen und als Freiheit erlebt wurde, in anderen Fällen zu Vereinzelung und Vereinsamung geführt hat. Andere wiederum, wie Eltern oder Paare, waren oftmals überfordert von den Herausforderungen der Gleichzeitigkeit ambivalenter Rollen, unter anderem dem Nebeneinander von Home Office und Home Schooling oder der permanenten Nähe zu Familienmitgliedern als Gegensatz zum social distancing.

Zwar funktionierte Home-Office für viele viel besser als erwartet, brachte aber auch neue Konflikte und Ambivalenzen hervor. Selbstmanagement, Ökonomisierung, Selbst-Rationalisierung bergen die Gefahr zur Selbstausbeutung. Jeder muss sich jeden Tag von neuem und selbst motivieren, sich selbst strukturieren, seine Autonomie nutzen und sein Verantwortungsbewusstsein aufrechterhalten. Zugehörigkeitsgefühle und -möglichkeiten wurden durch eine grössere Distanz zur Firma, den Vorgesetzten und Kollegen eingeschränkt, gleichzeitig war die Arbeit durch den Einzug in die eigenen vier Wände so nah wie nie zuvor. Je stärker die Grenzen zwischen Privat und Arbeit schmelzen, desto wichtiger wird der Schutz der übrigen Lebensbereiche. Konflikte und Kränkungen können nicht mehr im Büro zurückgelassen werden, sondern bleiben in den eigenen Wohnräumen. 

Digitale Hilfsmittel für die Erledigung von Arbeit wie Telefonie, Videokonferenzen etc. konnten die Erledigung der Arbeit zwar weitestgehend sicherstellen, jedoch den menschlichen Umgang nur partiell ersetzen. Kollegialität, gegenseitige Unterstützung, Vertrauen und Anvertrauen können nur bei direkter physischer Präsenz ihre Kraft in voller Stärke entfalten. Der Small talk an der Kaffeemaschine, am Kopierer und beim gemeinsamen Mittagessen sind immer noch unersetzlich für die Aufbau sozialer Beziehungen. Anerkennung und Wertschätzung sind schwieriger über einen Bildschirm zu vermitteln, weil sie mit Gefühlen verbunden sind, die im direkten Kontakt durch nonverbale und averbale Kommunikation stärker empfunden werden . 

Es bieten sich nun aus dem gemachten Erfahrungen und bevorstehenden Veränderungen mit und ohne eines neuen Lockdowns zahlreiche Chancen zur positiven Gestaltung unseres bevorstehenden Lebens. Chancen zu veränderter Kommunikation im Beruf wie in der Familie, zur Etablierung effektiver Abgrenzungsstrategien, zum Erlernen achtsamer Selbstmanagementstrategien, zur Orientierung und Sinnhaftigkeit. Neue Zugehörigkeiten im beruflichen wie im privaten Bereich können kreiert werden, neue Freizeit- und Lebensgewohnheiten können neue Perspektiven eröffnen, Stabilität kann geschaffen werden als Grundlage für persönliche Weiterentwicklung. Mehr Zeit für sich, seine Familie und seine Interessen als Resultat erfolgreicher Veränderung.

Coaching kann dabei eine nachhaltige Hilfestellung bieten, indem vermeintliche Gewissheiten und obsolete Gewohnheiten infrage gestellt werden, freie Reflektionsräume geschaffen werden und zu langfristigem, kreativem Denken ermutigt wird.